Dr. Andreas Barth
Das Leben miteinander teilen und voneinander lernen
Es ist mir eine Freude, seit August 2019 den Auftrag der Behinderten- und Gehörlosenseelsorge im Bistum St. Gallen wahrnehmen zu dürfen. – Die ersten vier Jahre nach meiner Studienzeit (2001-2005) war ich als Seelsorger für Menschen mit Behinderung bei der Regens-Wagner-Stiftung in Bayern tätig. Ich darf sagen, dass Menschen mit Behinderung in dieser Zeit gleichsam zu «Lehrerinnen und Lehrern für mein weiteres Wirken als Seelsorger geworden sind». In meiner Aufgabe ist es mir wichtig, einander Würde und Ehrlichkeit zu schenken, Menschen zu begleiten und ihnen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden – im Vertrauen, ganz angenommen zu sein von Gott und in dieser Freiheit leben zu dürfen, mit der ganzen Vielfalt, die das Leben zeigt.
Mein Leben teile ich mit meiner Frau und unserem Sohn, weiterhin gehören unsere Tiere dazu. Mit meinen Pferden arbeite ich gerne, wenn es im Coaching darum geht persönliche Lebensressourcen zu stärken, die Tragkräfte von menschlichen Beziehungen zu aktivieren oder auch traumapädagogisch zu arbeiten: Sie helfen uns Menschen mit ihrem ausgeprägten Wahrnehmungsvermögen, ihrer Wärme und der ehrlichen nonverbalen Kommunikation, zu innerer Sicherheit und Ruhe zu finden oder andererseits neue Kraft für den nächsten Schritt im Leben zu entdecken. – Sie, aber auch unser Hund und einige «echte Esel» von Freunden, helfen mir und meiner Frau, «mit dem Herzen zu sehen».
Zu meinen Vorbildern in der Seelsorge gehören auch Menschen, die zu anderen Zeiten gelebt haben wie Johann Evangelist Wagner, der in Bayern auch «Apostel der Caritas» genannt wurde. Mit ihm und seiner Bedeutung bis in unsere Zeit konnte ich mich beispielsweise in meiner Dissertation befassen: «Johann Evangelist Wagner – Soziale Emergenz angesichts der Ewigkeit». Es geht darin um das Zusammenspiel von Spiritualität, Sozialer Wirksamkeit und Sozialunternehmertum bei einem der Pioniere in der Förderung von gehörlosen und behinderten Menschen. Johann Evangelist Wagner gründete ab 1847 Wohnstätten für gehörlose Menschen und Menschen mit Behinderungen und eröffnete ihnen zugleich Ausbildungsmöglichkeiten.
Ähnlich wie Johann Evangelist Wagner möchte ich ein «Lernender auf dem Weg» bleiben, am liebsten lerne ich dabei von Begegnungen mit Mensch und Tier.
Geboren und aufgewachsen bin ich im Hegau, in der Grenzregion zu Schaffhausen. Studien der Sozialarbeit/-pädagogik und der Theologie in Freiburg, Weingarten, Vallendar und Eichstätt: Dr. phil., Diplom-Theologe (Univ.) und Diplom-Sozialarbeiter (FH). Von 2005 bis 2016 Seelsorger und Diakon im Raum St. Gallen und Gaiserwald, seit 2016 in der Seelsorgeeinheit Neutoggenburg. – Ausgebildet in unterschiedlichen Methoden der Begleitung, u.a.: Self-, Life- und Business-Coach nach humansense®; Coach mit Co-Trainer Pferd nach horsesense®; Fachweiterbildung Trauma.
Zum Abschied von Dorothee Buschor
Nach 14 Jahren beende ich meine Tätigkeit als Gehörlosenseelsorgerin Ende März 2019. Ich tue das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich auf die neue berufliche Herausforderung als Seelsorgerin am Ostschweizer Kinderspital. Gleichzeitig schaue ich mit etwas Wehmut auf die letzten Jahre zurück. Wenn ich die vielen Fotos von Anlässen der Gehörlosenseelsorge durchblättere (und auf der Homepage befinden sich nur jene der letzten 7 Jahre!), stelle ich fest: Wir sind alle miteinander ein Stück älter geworden… Für die vielen schönen Momente, die wir miteinander teilen konnten, sei es bei Gottesdiensten, Ausflügen, Reisen oder auch in persönlichen Gesprächen, danke ich Ihnen von Herzen! Es war Ihre Offenheit und Herzlichkeit, die es mir ermöglichte, die Gehörlosenkultur kennenzulernen und ein Stück weit in sie hineinzuwachsen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Freude und Erfüllung und freue mich, wenn ich Ihnen in Zukunft ausserhalb der Gehörlosenseelsorge begegne
Dorothee Buschor